NATUR
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Was haben Kängurus, Schafe, Albatrosse und Mangrovenwälder gemeinsam?
Sie sind wahre Anpassungskünstler, wenn es rund ums Salz geht.
Da staunt sogar Käpt‘n Harms
Kapitän Harms fuhr seit vierzig Jahren zur See. Bei seinen Schiffsreisen hatte er so gut wieder jeder Küste schon kennengelernt. „Junge, Junge“, murmelte Harms, als er wieder einmal sein altes Tagebuch durchblätterte.
Was hatte er doch schon alles auf seinen Reisen gesehen und erlebt. Wie jeder Seemann wusste auch Käpt’n Harms zum Beispiel, dass man besser kein Meerwasser trank, denn das konnte kein Mensch in größeren Mengen vertragen. Anders sah das bei manchen Tieren und sogar Pflanzen aus.
Der alte Seebär hatte in seinem Tagebuch die vier erstaunlichsten Anpassungskünstler in Sachen „Natur und Salz“ notiert.
Der Mangrovenwald
Mangroven sind richtige Überlebenskünstler. Sie wachsen an Orten, wo sonst keine anderen Bäume gedeihen könnten.
Käpt‘n Harms hatte ganze Mangrovenwälder an den Küsten Afrikas gesehen. Die fingerdicken Wurzeln der Mangroven ragen weit aus dem Boden heraus und funktionieren fast wie ein Schnorchel beim Tauchen. Sie versorgen die Pflanze mit Sauerstoff. Aber das Merkwürdigste dabei ist, dass vielen Mangrovenarten Salzwasser nicht das Geringste ausmacht.
Eine davon ist die Schwarze Mangrove. Die heißt so wegen ihrer schwarzbraunen Rinde. Das Besondere der schwarzen Mangrove ist, dass sie einen Teil des Salzes aus dem Meerwasser einfach wieder ausscheiden kann. Und zwar wird die salzhaltige Flüssigkeit über Drüsen auf den Blättern abgesondert. Auf diese Weise reguliert sich die Salzkonzentration in der Pflanze. Das Salz trocknet auf den Blättern zu weißen Salzkristallen. Käpt‘n Harms hatte das mit eigenen Augen gesehen.
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DIE RÖHRENNASEN
So eine Röhrennase wäre für jeden Seemann ungeheuer praktisch, dachte Käpt‘n Harms, als er nochmal seinen Notizen las. Aber leider gibt es Röhrennasen nur bei Hochseevögel wie dem Albatros.
Albatrosse sind auf allen Meeren und Ozeanen zuhause und gehören zur Art der Röhrennasen. Röhrennasen heißen sie wegen ihres auffälligen Schnabels. Er besteht aus mehreren schmalen, längs verlaufenden Hornstücken. Zwei dieser Röhren sitzen auf dem Schnabel und haben eine besondere Funktion. Sie helfen, das überschüssige Salz wieder auszuscheiden, das der Albatros beim Beutefischen oder Trinken von Meerwasser aufgenommen haben. Wie gesagt – ungeheuer praktisch.
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DIE SCHOTTISCHEN STRANDSCHAFE
Bei einer Fahrt entlang der schottischen Küste hatte Käpt’n Harms diese außergewöhnlichen Schafe kennengelernt. Es war auf der Insel North Ronaldsay, die im Norden Schottlands liegt und zu den Orkney-Inseln gehört. Harms wollte ja seinen Ohren nicht trauen als er hörte, wovon die Tiere leben.
Die Schafe fressen nämlich Seetang. Sobald sich bei Ebbe das Wasser zurückzieht, wandern die Schafe los und fressen weit draußen frischen Seetang. Und wenn die Flut kommt, ziehen sich die Schafe wieder auf die Insel zurück. Der Seetang ist reich an vielen Mineralstoffen und enthält alles an Nährstoffen, was die Schafe brauchen. Der hohe Salzgehalt macht ihnen nicht das geringste aus, daran haben sich diese besonderen Schafe der schottischen Insel im Laufe der Jahrhunderte gewöhnt.
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Die Tammar-Wallabys
Hinter dem seltsamen Namen verbirgt sich eine Känguru-Art, die auf der Insel East Wallabi lebt. Eine Insel vor der Westküste Australien. Käpt’n Harms erinnerte sich noch genau an die Insel. Heiß und trocken war es dort gewesen. Die Tammar-Wallaby-Kängurus sind so groß wie Kaninchen und ernähren sich von Blättern.
Aber das Verblüffende an ihnen ist, dass sie an den Strand hüpfen, um Meerwasser zu trinken. Wie ist das möglich: Säugetiere, die Salzwasser trinken? Menschen können sterben, wenn sie zu viel Salzwasser trinken. Den Wallabys aber macht das Meerwasser überhaupt nichts aus. Sie haben extrem leistungsfähigen Nieren. Das Organ sorgt dafür, dass der Kängurukörper weder austrocknet noch mit Wasser übersättigt wird.
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